10 Antworten auf Fragen zum Thema Bündnerfleisch:
Was ist Bündnerfleisch?
Bündnerfleisch ist sowohl eine Herkunftsbezeichnung als auch eine eingetragene Marke und seit neuestem eine registrierte und geschützte geographische Angabe (GGA). Garantiert echt ist Bündnerfleisch demnach nur, wenn es mit dem Vermerk „zertifizierte GGA ABCert (SCES 038)“ und allenfalls zusätzlich noch mit dem offiziellen Bündnerfleisch-Signet gekennzeichnet ist, das eine graphische Darstellung der Schweiz und des Gebietes des Kantons Graubünden enthält und mit der Überschrift Graubünden versehen ist.
Wo wird Bündnerfleisch hergestellt?
Das Produkt Bündnerfleisch ist eine Exklusivität aus dem Gebiet des Kantons Graubünden. Seinen hervorragenden Ruf verdankt diese Spezialität den einzigartigen natürlichen klimatischen Bedingungen dieser Region, welche es seit alters her erlauben, Bündnerfleisch praktisch ohne technische Hilfsmittel herzustellen. Die jahrzehntelangen Erfahrungen haben es ermöglicht, für die Veredelungsphase ausgeklügelte Anlagen zu entwickeln, mit welchen dieselben klimatischen Verhältnisse geschaffen werden, die den natürlichen Gegebenheiten in den Bergtälern Graubündens während der Wintermonate entsprechen. So ist es im Laufe der Zeit möglich geworden, die begehrte Trockenfleisch-Spezialität auch in den Sommermonaten herzustellen.
Die Vielzahl der kleinen und kleinsten Hersteller und alle grösseren Produzentenfirmen veredeln das Rohmaterial wie eh und je in der trockenen und klaren Bergluft Graubündens, nördlich der Alpen stets in einer Höhenlage zwischen rund 800 - 1’800 m.ü.M.. Nur in den Südtälern Graubündens darf die Veredelung auch in tiefer gelegenen Gebieten erfolgen.
Welche Rohstoffe werden zu Bündnerfleisch veredelt?
Für die Herstellung von Bündnerfleisch dürfen nur die schönsten Stücke der Oberschenkelmuskulatur von Tieren der Rindergattung verwendet werden. Die Fachleute unterscheiden die vier zugelassenen Muskelstücke wie folgt: Nebst Eckstücken oder Oberschalen, wird Bündnerfleisch auch aus Unterspälten/Unterschalen, runden Mocken und Vorschlägen bzw. der runden und flachen Nuss erzeugt. Eine bestimmte geographische Herkunft der verwendeten Rohstoffe (Graubünden, Schweiz oder Südamerika) ist nicht vorgeschrieben und wirkt sich nach der Meinung von Experten auf die Produktequalität weit weniger stark aus als die fachkundige Veredelung in der trockenen und frischen Luft der Bündner Bergtäler.
Wie wird Bündnerfleisch hergestellt?
Die vorerwähnten Muskelstücke, sogenannte Rindsbinden, werden von Fett und Sehnen befreit und unter Beifügung von Kochsalz, Gewürzen, Salpeter und eventuell weiterer Zutaten in Behälter geschichtet und während drei bis fünf Wochen bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt gelagert. Dabei findet ein erster Wasserverlust und eine sogenannte Pökelung des rohen Fleisches statt. Danach werden die Fleischstücke in der Regel abgewaschen und entweder während weiterer fünf bis zehn Tage bei ähnlich tiefen Temperaturen weitergelagert oder während einiger Tage bei anfangs höheren und alsdann tieferen Temperaturen aufbewahrt. Anschliessend folgt während 5 - 17 Wochen die Trocknungsphase bei Temperaturen bis maximal 18 °C.
Typisch für das Bündnerfleisch ist, dass die natürliche Konservierung ohne weitere Massnahmen zur Verbesserung der Haltbarkeit, wie es beispielsweise das Räuchern darstellt, erfolgt. Typisch ist jedoch auch die rechteckige Form, die durch eine mehrmalige Pressung im Verlaufe der Trocknungsphase entsteht und sowohl der Formgebung als auch der besseren Verteilung der im Innern vorhandenen Flüssigkeit zwischen Kern- und Randzone dient.
Wieso wurde Bündnerfleisch als GGA und nicht als GUB registriert?
Mit der Registrierung von Bündnerfleisch als geschützte geographische Angabe (GGA) ist ein umfassender Schutz verbunden, indem jede direkte oder indirekte kommerzielle Verwendung dieser Bezeichnung sowohl verboten ist für vergleichbare Erzeugnisse, welche das Pflichtenheft nicht erfüllen, als auch für nicht vergleichbare Erzeugnisse, die den guten Ruf dieses Produktes ausnützen. Dieser Schutz vor Nachahmungen und missbräuchlicher Verwendung der eingetragenen Bezeichnungen ist für die geschützten Ursprungsbezeichnungen (GUB) und für die geographischen Angaben (GGA) genau der gleiche. Dies und die Tatsache, dass im Kanton Graubünden für die Bedarfsdeckung der Hersteller von Bündnerfleisch viel zu wenig Rohmaterial vorhanden ist, hat den Verband Bündner Fleischfabrikanten dazu bewogen, statt einer GUB eine GGA registrieren zu lassen.
Im Zusammenhang mit dem Schutz der registrierten Bezeichnung wichtig ist ebenfalls die zwischen der Schweiz und der Europäische Union im Rahmen der bilateralen Verträge erzielte Übereinkunft, mit welcher ausdrücklich anerkannt wird, dass der Schutz der GUB und GGA beim grenzüberschreitenden Handel ein wichtiges Element darstellt, weshalb eine gegenseitige Anerkennung der registrierten Bezeichnungen erfolgen soll.
Wieviel Bündnerfleisch wird überhaupt hergestellt?
Die Jahresproduktion beläuft sich gegenwärtig auf rund 1‘850 t, erfreulicherweise mit steigender Tendenz. Davon werden rund 1'000 t im Inland über Grossverteiler, Fachgeschäfte und die Gastronomie abgesetzt. Die restlichen rund 850 t werden primär in die Länder der Europäischen Union, aber auch nach den USA und Fernost, exportiert.
Was enthält Bündnerfleisch?
Im Verlaufe des Salzens und der Trocknung verliert das Fleisch knapp die Hälfte seines ursprünglichen Gewichtes. Konsumreifes Bündnerfleisch ist daher ein hochkonzentriertes, bekömmliches und leicht verdauliches Nahrungsmittel. 100 g Bündnerfleisch enthalten durchschnittlich 40 g hochwertiges Eiweiss und bloss rund 5 g Fettstoffe. Überdies ist es reich an Vitaminen B1, B2 und pp (Niacin), an Eisen sowie an weiteren Mineralstoffen und Spurenelementen. Wegen seiner leichten Verdaulichkeit, dem hohen Sättigungswert und der guten Ausnützung der zugeführten Energie im Organismus erfüllt Bündnerfleisch alle Voraussetzungen eines gesunden und wertvollen Nahrungsmittels.
Wie bietet Bündnerfleisch den höchsten Genuss?
Traditionell wird Bündnerfleisch quer zur Faser in möglichst dünne Tranchen geschnitten und auf Teller oder Platten angerichtet. Mehr braucht es nicht!
Ideale Begleiter zu Bündnerfleisch sind frisches, knuspriges Brot und ein gutes Glas Rotwein. Man kann Bündnerfleisch aber auch als Beilage zu den verschiedensten Gerichten wie Melonen, Raclette oder Fondue geniessen. Als Spezialität gehören feine Streifen oder Würfelchen von Bündnerfleisch auch in zahlreiche typische Bündner Gerichte wie Capuns, Gerstensuppe usw.
Wie soll Bündnerfleisch aufbewahrt werden?
Ganze Bündnerfleisch-Stücke werden am besten umhüllt von einem Tuch oder einem Wachspapier in einem kühlen Keller oder im Kühlschrank aufbewahrt. Frisch vom Fachgeschäft aufgeschnittenes Bündnerfleisch sollte nach Möglichkeit innerhalb von 24 Stunden verzehrt werden. In Vakuumbeuteln oder in luftdichten Schalen abgepacktes Bündnerfleisch ist hingegen mehrere Wochen haltbar. Ungefähr eine Stunde vor dem Genuss sollten diese Verpackungen aber geöffnet und bei Zimmertemperatur gelagert werden, denn nur auf diese Weise offenbart diese einzigartige, typisch schweizerische Trockenfleisch-Spezialität ihr volles Aroma und bietet Gewähr für höchsten Genuss.
Wo sind weitere Informationen und Bezugsadressen erhältlich?
Verband Bündner Fleischfabrikanten, Sekretariat, , Tel. , Fax ,
VBF, Dezember 2000